Kategorie: Wirtschafts-, Arbeits- und Sozialrecht

  • Nach­bar­schaft – beid­sei­tiger Abstands­flä­chen­ver­stoß

    Beim Errichten von Gebäuden – etwa eines Anbaus oder einer Garage – sind auf dem eigenen Grund­stück bestimmte Min­dest­ab­stände zur Grund­stücks­grenze ein­zu­halten. Diese Abstands­flä­chen sollen u. a. sicher­stellen, dass aus­rei­chend Licht und Luft auf die Nach­bar­grund­stücke gelangen und die Pri­vat­sphäre gewahrt bleibt. Ein Nachbar kann sich nicht auf die Ver­let­zung abstands­flä­chen­recht­li­cher Vor­schriften berufen, wenn die

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  • Kein Rück­tritt bei sicher­heits­be­dingter Dros­se­lung eines Bat­te­rie­spei­chers

    In einem vom Ober­lan­des­ge­richt Düs­sel­dorf (OLG) ent­schie­denen Fall war ein 2022 instal­lierter Lithium-Ionen-Spei­cher einer Pho­to­vol­ta­ik­an­lage nach Bränden bau­glei­cher Geräte per Fern­zu­griff abge­schaltet und später mit nur noch 70 % Kapa­zität wieder in Betrieb genommen worden. Zusätz­lich wurde eine Dia­gno­se­soft­ware instal­liert. Die Käu­ferin sah darin einen Mangel und ver­langte die Rück­ab­wick­lung. Das OLG ent­schied jedoch, dass

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  • Ele­men­tar­scha­den­ver­si­che­rung – Scha­dens­fall setzt erheb­liche Was­ser­massen voraus

    Nach dem Ver­ständnis eines durch­schnitt­li­chen Ver­si­che­rungs­neh­mers ist eine „Über­flu­tung von Grund und Boden“ nur dann anzu­nehmen, wenn sich erheb­liche Was­ser­mengen auf der Gelän­de­ober­fläche ansam­meln. Der Begriff „Grund und Boden des Ver­si­che­rungs­grund­stücks“ umfasst nicht das Gebäude selbst. Sam­melt sich Nie­der­schlags­wasser in einem Licht­schacht vor einem Kel­ler­fenster, auf  einem Trep­pen­ab­satz zum Keller oder fließt Wasser über eine

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  • Kein Schul­wechsel allein wegen „leich­terem“ Schulweg

    Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt Rhein­land-Pfalz hatte sich mit der Frage zu befassen, ob ein Kind aus­nahms­weise nicht die zustän­dige Grund­schule besu­chen muss, son­dern auf Antrag der Eltern einer anderen Grund­schule zuge­wiesen werden kann, weil der Weg zur zustän­digen Schule eine „höhere Gefähr­dungs­stufe“ auf­weist, als der Weg zu einer anderen Schule. Ein ver­kehrs­tech­nisch weniger kom­plexer oder gering­fügig sicherer

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  • Unfall­ver­si­che­rung – kein Ver­si­che­rungs­schutz beim Pflü­cken einer Son­nen­blume für Schüler-Vor­trag

    Das Lan­des­so­zi­al­ge­richt Sachsen-Anhalt (LSG) hat ent­schieden, dass ein Schüler nicht unter dem Schutz der gesetz­li­chen Unfall­ver­si­che­rung steht, wenn er für ein Referat in der Schule auf eigene Initia­tive eine Son­nen­blume pflü­cken will und auf dem Weg zum Son­nen­blu­men­feld einen Unfall erleidet. In dem Fall aus der Praxis wollte der damals 15-Jäh­rige in der Schule einen

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  • Aus­kunfts­pflichten des GmbH-Geschäfts­füh­rers – auch nach dem Aus­scheiden

    GmbH-Geschäfts­führer unter­liegen wäh­rend ihrer Amts­zeit umfas­senden Aus­kunfts­pflichten gegen­über der Gesell­schaft bzw. den Gesell­schaf­tern – und zwar bereits kraft Gesetzes, also unab­hängig von einer ver­trag­li­chen Rege­lung. Für ein sol­ches Aus­kunfts­ver­langen bedarf es weder eines beson­deren Inter­esses noch eines kon­kreten Anlasses oder Ver­dachts. Es genügt das all­ge­meine, anlass­lose Bedürfnis der Gesell­schaft, die Geschäfts­füh­rer­tä­tig­keit zu kon­trol­lieren. Diese Ver­pflich­tung

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  • Wider­ruf­be­leh­rung mit Ver­brau­chern – keine Nen­nung von Tele­fon­nummer erfor­der­lich

    Der Bun­des­ge­richtshof (BGH) hatte sich mit der Frage zu befassen, ob ein Unter­nehmer, der im Rahmen eines Fern­ab­satz­ver­trags mit Ver­brau­chern von der gesetz­li­chen Mus­ter­wi­der­rufs­be­leh­rung abweicht, in seiner eigenen Wider­rufs­be­leh­rung – neben der Angabe von Post­an­schrift und E‑Mail-Adresse – auch seine Tele­fon­nummer angeben muss. Von dieser Frage hängt in den Streit­fällen ab, ob eine Wider­rufs­frist von

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  • Unglück in einer Feri­en­woh­nung

    Nor­ma­ler­weise ver­bringt man in den Ferien eine schöne und unbe­schwerte Zeit. Doch auch hier kann es zu schlimmen Vor­fällen kommen. So wie im fol­genden vom Ober­lan­des­ge­richt Olden­burg ent­schie­denen Fall. Die Mutter einer sechs­jäh­rigen Tochter setzte beim ersten Früh­stück in der Feri­en­woh­nung Kaffee in der Kaf­fee­ma­schine auf. Als sie den Kaffee zum Früh­stücks­tisch brachte, löste sich

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  • Unwirk­sam­keit einer Pro­be­zeit­kün­di­gung wegen wider­sprüch­li­chen Ver­hal­tens

    In einem Ver­fahren hatte das Lan­des­ar­beits­ge­richt Düs­sel­dorf über die Wirk­sam­keit einer Pro­be­zeit­kün­di­gung zu ent­scheiden, die im Wider­spruch zu einer zuvor erklärten Über­nah­me­zu­sage durch den Arbeit­geber stand. Ein Arbeit­nehmer war seit dem 15.6.2023 bei einem Unter­nehmen tätig. Im Arbeits­ver­trag war eine Pro­be­zeit von sechs Monaten ver­ein­bart. Im November 2023 erhielt der direkte Vor­ge­setzte des Arbeit­neh­mers –

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  • Keine Ent­gelt­fort­zah­lung bei Arbeits­un­fä­hig­keit infolge Täto­wie­rung

    Sicht­bare Tat­toos werden im Arbeits­leben immer nor­maler. Es stellt sich damit aber zuneh­mend die Frage, wer eigent­lich das finan­zi­elle Risiko trägt, wenn beim Ste­chen des Tat­toos nicht alles glatt ver­läuft. In einem vom Lan­des­ar­beits­ge­richt Schleswig-Hol­stein (LAG) ent­schie­denen Fall ließ sich eine Arbeit­neh­merin am Unterarm täto­wieren. In der Folge ent­zün­dete sich die täto­wierte Stelle und sie

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  • Miet­ver­trags­kün­di­gung – Wider­spruch wegen gesund­heit­li­cher Härte

    Grund­sätz­lich kann ein Mieter der Kün­di­gung seines Ver­mie­ters wider­spre­chen und ver­langen, dass das Miet­ver­hältnis fort­ge­setzt wird, wenn das Ende des Miet­ver­hält­nisses für ihn selbst, für seine Familie oder für eine andere im Haus­halt lebende Person eine beson­dere Härte dar­stellen würde – und diese Härte, auch unter Berück­sich­ti­gung der berech­tigten Inter­essen des Ver­mie­ters, nicht zumutbar ist.

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  • Räu­mungs­frist bei behörd­li­cher Nut­zungs­un­ter­sa­gung einer Woh­nung

    Grund­sätz­lich muss eine Woh­nung sowohl dem for­mellen Bau­recht (d.?h. es liegt eine gül­tige Bau­ge­neh­mi­gung für die Nut­zung als Woh­nung vor) als auch dem mate­ri­ellen Bau­recht ent­spre­chen. Letz­teres umfasst ins­be­son­dere öffent­lich-recht­liche Anfor­de­rungen wie Brand­schutz, Abstands­flä­chen, Schall­schutz, die Stell­platz­pflicht und ähn­liche Vor­schriften. Spricht eine Bau­auf­sichts­be­hörde gegen­über einem Mieter eine Nut­zungs­un­ter­sa­gung aus – also ein Verbot, die Woh­nung

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  • Fal­sche Angaben im Erb­schein­ver­fahren

    Das Ober­lan­des­ge­richt Celle hatte in einem Streit um einen Erb­schein zu ent­scheiden. Dabei lag fol­gender Sach­ver­halt vor: Eine Frau bean­tragte nach dem Tod ihrer Mutter einen Erb­schein, um als Allein­erbin aus­ge­wiesen zu werden. Sie berief sich dabei auf ein Tes­ta­ment, machte aber fal-sche Angaben. Sie ver­si­cherte eides­statt­lich, dass das Tes­ta­ment von der Ver­stor­benen eigenhän-dig ver­fasst

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  • Feh­lende Absi­che­rung der Bau­stelle – Behörde in der Pflicht

    Das Ober­lan­des­ge­richt Celle (OLG) musste klären, wer für einen Schaden ver­ant­wort­lich ist, der durch eine feh­lende Beschil­de­rung an einer Bau­stelle ver­ur­sacht wurde. In dem Fall fuhr ein Mann mit seinem Pkw auf der XY-Straße hinter einer Stra­ßen­bahn her in einen Bau­stel­len­be­reich. Dort kam es zu einem Unfall, bei dem das Fahr­zeug beschä­digt wurde. Nach der

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  • Aus­gleichs­zah­lung wegen Flug­ver­spä­tung – Bord­karte als Nach­weis einer Flug­bu­chung

    In einem vom Euro­päi­schen Gerichtshof (EuGH) ent­schie­denen Fall schloss ein Luft­fahrt­un­ter­nehmen, das Char­ter­flüge anbietet, einen Ver­trag mit einem Rei­se­un­ter­nehmen. Nach diesem Ver­trag führte das Luft­fahrt­un­ter­nehmen an bestimmten Tagen Flüge durch, für die das Rei­se­un­ter­nehmen nach Bezah­lung der Flüge Flug­scheine an Flug­gäste ver­kaufte. Zwei Flug­gäste unter­nahmen eine Pau­schal­reise ein­schließ­lich Flug von Tene­riffa nach War­schau. Dieser hatte

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  • Ver­jäh­rung von Aus­gleichs­an­sprü­chen nach der Flug­gast­rech­te­ver­ord­nung

    Nach dem Bür­ger­li­chen Gesetz­buch ver­jähren die Ansprüche von Rei­senden wegen Rei­se­män­geln nach 2 Jahren. Die Richter des Bun­des­ge­richts­hofs (BGH) haben in einer Ent­schei­dung geklärt, ob diese Ver­jäh­rungs­frist auch auf Ansprüche nach der Flug­gast­rech­te­ver­ord­nung (Flug­gast­rech­teVO) zutrifft. Sie kamen dabei zu fol­gendem Urteil: Ansprüche auf Aus­gleichs­zah­lung nach der Flug­gast­rech­teVO unter­liegen der regel­mä­ßigen Ver­jäh­rungs­frist von 3 Jahren, wenn der annul­lierte

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  • Krank­schrei­bung wäh­rend des Urlaubs – Reise trotz Arbeits­un­fä­hig­keit

    Es ist nicht schön, aber es kann pas­sieren, dass man wäh­rend des Urlaubs erkrankt. Da stellen sich Fragen: Was pas­siert mit den Urlaubs­tagen? Muss eine Krank­mel­dung erfolgen? Kann trotz Arbeits­un­fä­hig­keit eine Reise ange­treten werden? Krank­schrei­bung wäh­rend des Urlaubs: Erkrankt ein Arbeit­nehmer wäh­rend seines Urlaubs, werden die durch ärzt­li­ches Attest nach­ge­wie­senen Tage der Arbeits­un­fä­hig­keit (AU) nicht

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  • Arbeit­neh­mer­haf­tung – Ver­schmut­zung eines Dienst­wa­gens bei pri­vater Nut­zung

    Grund­sätz­lich sind Arbeit­nehmer zur Rück­sicht­nahme auf die Rechte, Rechts­güter und Inter­essen des Arbeit­ge­bers ver­pflichtet. Bei der Über­las­sung eines Fahr­zeugs ist der Arbeit­nehmer u. a. ver­pflichtet, den Arbeit­geber über Unfälle und auf­tre­tende Mängel unver­züg­lich zu infor­mieren, damit dieser die not­wen­digen Maß­nahmen in die Wege leiten kann (z. B. Män­gel­be­sei­ti­gung, Aus­übung von Gewähr­leis­tungs­an­sprü­chen, Infor­ma­tion von Ver­si­che­rungen). Zu

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  • Miet­erhö­hung auf­grund von Moder­ni­sie­rungs­maß­nahmen – Nach­weis der Ein­spa­rung

    Nach durch­ge­führten Moder­ni­sie­rungs­maß­nahmen sind Ver­mieter berech­tigt, die Miete auf­grund dieser Maß­nahmen zu erhöhen. Die jähr­liche Miete darf um 8 % der für die Woh­nung auf­ge­wen­deten Kosten erhöht werden. Moder­ni­sie­rungs­maß­nahmen sind u. a. bau­liche Ver­än­de­rungen, durch die in Bezug auf die Miet­sache End­energie nach­haltig ein­ge­spart wird (ener­ge­ti­sche Moder­ni­sie­rung). Bei der Beur­tei­lung, ob durch die bau­liche Ver­än­de­rung

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  • Grö­ßere Wohn­ge­bäude – Ein­hal­tung der Abstands­flä­chen

    Das bau­pla­nungs­recht­liche Gebot der Rück­sicht­nahme ist auch bei Wohn­bau­vor­haben gewahrt, die deut­lich größer aus­fallen und mehr Bewoh­nern dienen als das Ein­fa­mi­li­en­haus auf dem Nach­bar­grund­stück. Weder eine ver­meint­lich erdrü­ckende Wir­kung noch angeb­lich unzu­mut­bare Ein­sichts­mög­lich­keiten führen in einem sol­chen Fall auto­ma­tisch zu einer Ver­let­zung nach­bar­li­cher Rechte. Maß­geb­lich ist viel­mehr, ob das Vor­haben die bau­ord­nungs­recht­lich vor­ge­schrie­bene Abstands­flä­chen­tiefe ein­hält.

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  • Unter­schrift des Notars nur auf Umschlag des Erb­ver­trags

    In einem vom Han­sea­ti­schen Ober­lan­des­ge­richt Bremen (OLG) ent­schie­denen Fall bean­tragte ein Witwer beim zustän­digen Nach­lass­ge­richt die Ertei­lung eines Erb­scheins, der ihn als allei­nigen und unbe­schränkten Erben aus­weist. Zur Begrün­dung legte er ein gemein­schaft­li­ches Tes­ta­ment vor, das er und seine ver­stor­bene Ehe­frau im Jahr 2021 errichtet hatten. Darin hatten sich die Ehe­leute gegen­seitig als Allein­erben ein­ge­setzt.

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  • Unfall – Mit­ver­schulden bei über­höhter Geschwin­dig­keit

    Eine schuld­hafte Mit­ver­ur­sa­chung eines Unfalls liegt vor, wenn der Fahrer die zuläs­sige Höchst­ge­schwin­dig­keit über­schritten hat und der Unfall bei Ein­hal­tung der erlaubten Geschwin­dig­keit ent­weder hätte ver­mieden werden können oder zumin­dest deut­lich glimpf­li­cher ver­laufen wäre – etwa mit weniger schweren Folgen oder gerin­gerer Kol­li­sion. In einem Fall aus der Praxis war ein Motor­rad­fahrer nachts auf regen­nasser

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  • Mit­haf­tung wegen Nicht­tragen eines Fahr­rad­helms?

    Das Nicht­tragen eines Fahr­rad­helms kann grund­sätz­lich ein Mit­ver­schulden begründen – aller­dings nur, wenn zum Unfall­zeit­punkt nach all­ge­meiner Ver­kehrs­auf­fas­sung das Tragen eines Helms zum eigenen Schutz als erfor­der­lich ange­sehen wurde. Ob eine solche all­ge­meine Über­zeu­gung vor­liegt, lässt sich u. a. anhand von Umfragen oder sta­tis­ti­schen Erhe­bungen beur­teilen. Für das Jahr 2022 war dies nicht der Fall.

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